Vortrag: “Brechts Verhaltenslehren”
Den zweiten Vortrag im Verlaufe des Workshops hielt Professor Dr. Thomas Weitin.
In den 1920er Jahren begann Brecht, Material für ein “Büchlein mit Verhaltenslehren” zu sammeln, für das er den Titel "Me-ti" wählte - nach dem auch Mo Di genannten sozialkritischen chinesischen Philosophen aus dem 5. Jahrhundert vor unserer Zeit. Chinesisches Denken spielte zu der Zeit, da er die Theorie des epischen Theaters entwickelte, eine zentrale Rolle für Brecht, welcher das Chinesische als Deckmantel nutzte, um Kritik an seiner eigenen Zeit zu formulieren.
In seinem Vortrag behandelte Prof. Weitin den doppelten rhetorischen Gestus, der dabei zum Ausdruck kommt. Brecht habe das Chinesische einerseits genutzt, um seine theoretischen Gedanken historisch zu authentisieren, den China-Bezug gleichzeitig aber deutlich als Konstruktion ausgestellt - etwa indem er das Land konsequent mit “m” schrieb. “Chima” sei damit zur Signatur einer Fremdheit geworden, mit der sich das Theater der Verfremdung habe theoretisch darstellen können. Im Zusammenhang mit Brechts Exilerfahrungen lasse sich diese Rhetorik der Fremdheit auch als eine spezifische Haltung zur Großstadt und zur Moderne lesen.
Der Vortrag als Video
Teil 1:
Teil 2:
Teil 3:
In den 1920er Jahren begann Brecht, Material für ein “Büchlein mit Verhaltenslehren” zu sammeln, für das er den Titel "Me-ti" wählte - nach dem auch Mo Di genannten sozialkritischen chinesischen Philosophen aus dem 5. Jahrhundert vor unserer Zeit. Chinesisches Denken spielte zu der Zeit, da er die Theorie des epischen Theaters entwickelte, eine zentrale Rolle für Brecht, welcher das Chinesische als Deckmantel nutzte, um Kritik an seiner eigenen Zeit zu formulieren.
In seinem Vortrag behandelte Prof. Weitin den doppelten rhetorischen Gestus, der dabei zum Ausdruck kommt. Brecht habe das Chinesische einerseits genutzt, um seine theoretischen Gedanken historisch zu authentisieren, den China-Bezug gleichzeitig aber deutlich als Konstruktion ausgestellt - etwa indem er das Land konsequent mit “m” schrieb. “Chima” sei damit zur Signatur einer Fremdheit geworden, mit der sich das Theater der Verfremdung habe theoretisch darstellen können. Im Zusammenhang mit Brechts Exilerfahrungen lasse sich diese Rhetorik der Fremdheit auch als eine spezifische Haltung zur Großstadt und zur Moderne lesen.
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CLuetkemeier, 5. September, 23:17
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